CFP: Theaterbau und Stadt in der Moderne (Berlin, 12-13 January 2017)

Theaterbau und Stadt in der Moderne Symposium
Berlin, Haus der Berliner Festspiele, 12. 13 January 2017
Deadline: June 23, 2016
Organisation: Dr. Frank Schmitz, Freie Universität Berlin
Veranstaltungsort: Haus der Berliner Festspiele, Berlin-Wilmersdorf
Kooperationspartner: Berliner Festspiele
Der Workshop widmet sich dem komplexen Verhältnis von Theaterarchitektur und Städtebau seit der Zeit um 1800 anhand von
europäischen und außereuropäischen Beispielen. Mit der Herauslösung aus dem räumlichen Kontext fürstlicher Residenzen erhielten Opern- und
Schauspielhäuser eine erhöhte städtebauliche Relevanz. Sie dienten als Nukleus für die Neudefinition urbaner Strukturen, sowohl in den großen
städtebaulichen Programmen des späten 19. Jahrhunderts als auch im Kontext des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Bezug zum urbanen Außenraum war der Baugattung Theater durch die antiken griechischen Spielstätten gewissermaßen in die Wiege gelegt:
Den unter freiem Himmel sitzenden Zuschauern eröffneten sich Blicke in den Stadtraum oder in die Landschaft. Im Theaterbau der frühen Moderne
blieben solche Motive höchst aktuell, etwa wenn Karl Friedrich Schinkel auf dem Bühnenvorhang des Berliner Schauspielhauses (1818-1821) eine
gemalte Stadtansicht des Gendarmenmarktes vorsah. Damit markierte er nicht nur den Bezug zum städtischen Raum, sondern verunklärte die
Grenze zwischen Innen- und Außenraum gezielt. Eine solche Auflösung von Raumgrenzen wurde in unterschiedlichsten Ausprägungen zu einem
zentralen Motiv im modernen Theaterbau, das zwangsläufig zu einer gegenseitigen Durchdringung von Architektur und Stadtraum führte.
Das Verhältnis von öffentlichen Kulturbauten und Urbanität wurde vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen intensiven, kritischen
Diskurs begleitet. In der Neuformierung vor allem deutscher Städte wurden Theaterbauten zu Kristallisationspunkten neuer oder
wiederhergestellter Stadtquartiere. International verhandelt wurde diese Frage unter anderem auf dem CIAM-Kongress 1951, der sich der
Gestaltung von Stadtzentren widmete. Kulturbauten fungierten jedoch nicht nur als konstituierende Bestandteile urbaner Zentren, zahlreiche Bauten entstanden auch außerhalb eines städtischen Kontextes, etwa in oder an städtischen Parks, so dass sie je nach Blickwinkel im “Grünen” zu liegen schienen. Auch mit dieser Abkehr formulierten Städteplaner ein dezidiertes Verhältnis der Theaterbauten zur “Stadt”. Die Relationen von Theaterbau und Stadt werden im Rahmen des Workshops auf mehreren Ebenen in den Blick genommen: So sollen zunächst die wechselseitigen, formalen Beziehungen zwischen öffentlichen Kulturbauten und ihrer urbanen Umgebung problematisiert werden. Wie reagieren die Entwerfer_innen von Theaterbauten auf den jeweiligen städtischen Kontext, wie determinieren umgekehrt Theaterbauten ihr städtebauliches Umfeld? In einem weiteren Schritt sollen die Theaterbesucher_innen als Akteure verstanden werden: Wenn etwa der Ausblick aus verglasten Pausenfoyers gezielt eröffnet wird, treten die Gäste in eine Wechselbeziehung mit dem städtischen Raum. Weitere Fragestellungen des Workshops richten sich an die Formung von Gemeinschaft durch Theaterbauten, etwa durch bestimmte Sitzordnungen. Indem das Theaterpublikum mit architektonischen Mitteln zu einer Gemeinschaft auf Zeit geformt wird, muss es als pars pro toto der städtischen Gesellschaft verstanden werden. Die architektonischen Gestaltungen greifen direkt und unmittelbar in die Formung einer Gesellschaft ein und definieren auch auf dieser Ebene ein Verhältnis zwischen Theater und Stadt.
Der komplexen Natur von “Urbanität” entsprechend soll der Workshop Referent_innen und Diskutierende aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenbringen, darunter Architektur- und Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften, Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaften.
Erwünscht sind Beitrage von 20-30 Minuten auf Deutsch oder Englisch.
Reisekosten werden soweit möglich erstattet. Abstracts (max. 1 Seite) und ein kurzer Lebenslauf werden bis 23. Juni 2016 erbeten an:
frank.schmitz@fu-berlin.de

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